Rotes Kloster - Parteijournalismus


Rotes Kloster - Parteijournalismus

Rotes Kloster - Parteijournalismus

Die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses erfolgt unter der Federführung der SED. Die einzige universitäre Ausbildungsstätte für Journalisten ist die 1954 gegründete Fakultät für Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig – bekannt geworden unter dem Namen das „Rote Kloster“. Die Einrichtung untersteht direkt der Abteilung Agitation und Propaganda des Zentralkomitees der SED. Das Studium ist stark ideologisch ausgerichtet und die Journalisten werden zu „Funktionären der Arbeiterklasse“ ausgebildet. Der Großteil der Absolventen des „Klosters“ entscheidet sich für eine Mitgliedschaft in der SED. Denjenigen, die sich nicht in das Muster des Parteijournalisten einfügten, steht keine lange Karriere bevor.

Handbuch für Volkskorrespondenten der Leipziger Volkszeitung
Quelle: ABL

Eine Besonderheit des DDR-Journalismus sind die Volkskorrespondenten. Die SED-Führung weist ihnen unter dem Motto „Wir sind auf einem Auge blind, wenn uns nicht die Volkskorrespondenten sehend machen!“ eine besondere Rolle zu. Sie sind Laien, die aus ihrem Berufs- und Lebensalltag berichten. Sie sollen die Stimmungen und Meinungen der Bevölkerung unmittelbar vor Ort wiedergeben. Auch wenn ihnen die Redaktionen oft mit Skepsis begegnen, sind sie vor allem für den lokalen Journalismus von Bedeutung. Im Jahr 1976 liefern Volkskorrespondenten 181.00 Beiträge für die SED-Bezirkszeitungen ab.

Blick in das Buch der Volkskorrespondenten (PDF Download | 4,34 MB)

Für die Aus- und Weiterbildung der schreibenden Arbeiter zeichnet sich der Verband der Journalisten (VDJ) der DDR verantwortlich. Dort ist auch der größte Teil der Journalisten organisiert. Der Verband ist ebenso für die Ausbildung an der Fachschule für Journalistik in Leipzig, die eine alternative Ausbildungsstätte zur Universität darstellte, zuständig. Die Führungspositionen im Verband legt freilich die SED-Führung fest. Eine dreißigjährige, beispielhafte Karriere im Zentralvorstand wies etwa Kurt Blecha vor, der von 1958 bis 1989 auch als Leiter des Presseamtes die Geschicke der Printmedien lenkte. Durch die enge Verknüpfung des Verbandes mit Staat und Partei war dieser zu keiner Zeit ein unabhängiger Interessenvertreter, sondern Erzieher der Journalisten und Sprachrohr der SED-Medienpolitik.

Buch: Das Rote Kloster
Quelle: ABL

Brigitte Klump, Journalistik Studentin in den 1950er-Jahren, veröffentlicht nach ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik, Erlebnisse aus dem inneren der Sektion. Die SED versucht das Erscheinen zu verhindern. Sie bietet dem Verlag eine Millionen Westmark an, um die Lizenzen zu erhalten.

 

„Ich registrierte, daß Brecht ein produktiver Mann war. Wo waren seine Bücher? […] Ich habe noch niemals eine Besprechung über Brechts Bücher gelesen, nicht im ‚Neuen Deutschland‘, nicht im ‚Sonntag‘, nicht im ‚Forum‘, nicht in der ‚Jungen Welt‘.“Aus: Brigitte Klump, Das Rote Kloster.

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