Barbara Tewes

Barbara Tewes

Barbara Tewes wird in Nagold (Baden Württemberg) geboren. Ihre Mutter erbt 1957 die Firma des Vaters im sächsischen Neuhausen. Daraufhin siedeln die Eltern mit ihren drei Kindern in die DDR über. Die Familie besitzt ein großes Anwesen mit Villa und führt ein bürgerliches Unternehmerleben im sozialistischen Staat. Gleichwohl sind sie traditionell der Arbeiterschaft eng verbunden. Auch Barbara Tewes’ Erziehung passt nicht ins Bild der sozialistischen Gesellschaft. Sie erhält Reit- und Tennisunterricht. Aufgrund der Erzählungen ihres weitgereisten Vaters blickt sie bereits im Schulalter über den „Tellerrand“ hinaus. All dies ist den kommunistischen Machthabern ein Dorn im Auge. Die Familie steht unter besonderer Beobachtung der SED und der Staatssicherheit.

Barbara Tewes’ innigster Berufswunsch ist Journalistin. Doch das Abitur auf regulärem Weg wird ihr verwehrt. Nach der Lehre als Spinnereifacharbeiterin mit Hochschulreife fängt sie ein Volontariat bei der Tageszeitung „Freie Presse“ an. Dort stößt sie mit ihrer kritischen Einstellung immer wieder an die Grenze der politischen Bevormundung. Um ihre Systemtreue unter Beweis zu stellen, soll sie einen Bericht über den 1971 enteigneten Betrieb der Eltern schreiben. Sie scheut sich nicht, den Verfall des Betriebes unter planwirtschaftlichen Bedingungen offen zu schildern. Daraufhin wird ihre Delegierung zum Journalistikstudium zurückgezogen und der Arbeitsvertrag beendet. Während eines Volontariats 1972 bei der CDU-Tageszeitung „Die Union“ wähnt sie sich unter ihresgleichen. Doch Spitzel des Ministeriums für Staatssicherheit berichten über ihre kritische Einstellung, der Vertrag wird beendet. Aufgrund verschiedener Repressionen sieht sie keine Chance mehr, in der DDR zu studieren, zu arbeiten und zu leben.

Im Juli 1975 stellt sie einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik. Von der Staatssicherheit wird sie nun regelmäßig verhört, muss sich auch unangenehmen Leibesuntersuchungen unterziehen. Während dieser Zeit erhält sie von der Katholischen Kirche Unterstützung. Sie arbeitet beim kircheneigenen St. Benno-Verlag in Leipzig als Lektorin und bekommt ein Zimmer gestellt.

Am 24.Oktober 1975 darf sie in die Bundesrepublik übersiedeln. Da Barbara Tewes weder Verwandte noch Freunde in der Bundesrepublik hat, sind die ersten Monate im Aufnahmeheim Unna/Massen für sie emotional belastend. Dennoch genießt sie ihre neugewonnene Freiheit. Den lang gehegten Wunsch des Journalistikstudiums erfüllt sie sich ab 1976 zunächst in Münster, kurze Zeit später in ihrer Traumstadt München. Nach dem Studium zieht es sie in die weite Welt. 1981 geht sie nach London, ein Jahr später reist sie im Rahmen eines journalistischen Förderprogramms in unzählige Länder der Welt. Ab 1984 arbeitet sie von München aus als freiberufliche Journalistin. Seit ihrer Ankunft im Westen versucht sie, die Kontakte zu Verwandten und Freunden in der DDR zu pflegen. Die Staatssicherheit schränkt dies durch eine zehnjährige Einreisesperre, die zermürbend von Jahr zu Jahr neu festgelegt wird, ein. Selbst als ihr Vater stirbt, darf Barbara Tewes nicht zur Beerdigung. Nur einen besonders engen Freund, zu dem sie regelmäßigen Kontakt hält, darf sie 1985 überraschend besuchen. Den Grund erfährt sie später durch das Studium ihrer Stasi-Akten: Er war jahrelanger Zuträger der Staatssicherheit und die Einreise gesteuert. Im Jahr 1991 geht Barbara Tewes für zwei Jahre nach Sachsen zurück. Sie wird Pressesprecherin des sächsischen Innenministers. Seit 1993 arbeitet sie wieder als freiberufliche Journalistin und lebt im Allgäu.

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