Wege in die Öffentlichkeit


Wege in die Öffentlichkeit

Wege in die Öffentlichkeit

In den 1980er-Jahren gründen sich immer mehr oppositionelle Gruppen, die das Medien-, Meinungs- und Informationsmonopol der SED in Frage stellen und offensiv umgehen. Genau ihre gesellschaftskritischen Themen belegt die SED mit einem Tabu und hält Informationen zurück. Die Gruppen führen ihre eigenen Veranstaltungen durch, erarbeiten Ausstellungen, malen Transparente, drucken Flugblätter oder Plakate. Es kommt immer wieder zu Protestaktionen oder Protestmärschen, mit dem Versuch Öffentlichkeit herzustellen. Dieses öffentliche Agieren für Frieden, Umwelt oder Menschenrechte bekämpft die SED mit ihren Repressionsorganen. Die Aktivisten müssen mit beruflichen und sozialen Nachteilen rechnen und sind Verhaftungen und Hausdurchsuchungen ausgesetzt.

Aufbruch in Forst

Aufbruch in Forst

Das Samisdat Heft „Aufbruch“ des Ökumenischen Friedenskreises Forst (ÖFK) erscheint erstmalig im Januar 1988. Ende des Jahres greifen die staatlichen Organe hart durch, um die Herausgabe zu verhindern. Das Ministerium für Staatssicherheit bekämpft die Herausgabe mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Herausgeber werden mit hohen Ordnungsstrafen sanktioniert. Die Mitglieder des ÖFK weigern sich, die Strafen zu bezahlen. Im Januar 1989 haben sich bereits 8.000 Mark angehäuft. Durch landesweite Informationen kommt es zu einer Solidarisierungswelle und Geldspenden.

Matthias Domaschk

Matthias Domaschk

Der Jenaer Matthias Domaschk kommt 1981 in der Stasi-Haft zu Tode. Ein tragisches Ereignis, dass keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen soll.

Außer Kontrolle - Illegale Radios

Außer Kontrolle - Illegale Radios

Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren entstehen vereinzelt regionale Piratensender in der DDR. Für eine Gruppe Jugendlicher aus Altenburg hat das illegale Senden mit politischen Inhalten im Jahr 1949 verhängnisvolle Folgen. In Leipzig 1959 der „Sender Freies Holzhausen“, 1965 der „Sender Freies Paunsdorf“ oder 1968 ein Dresdner Piratensender ins Leben gerufen. Ihr Hintergrund ist unpolitisch, aber aufmüpfig und das Interesse der Akteure liegt meist im technischen und musikalischen Bereich.

Der Altenburger Piratensender

Der Altenburger Piratensender

Eine Gruppe Jugendlicher aus Altenburg (Thüringen) stört am 21. Dezember 1949, dem Geburtstag des Sowjetischen Diktators Josef Stalin, mit einer selbstgebauten Radiostation die Rundfunkübertragung des Festaktes in der Region. Die Lobrede des Staatspräsidenten Wilhelm Pieck wird mit Brummtönen attackiert. Dazwischen kritisiert einer der Jugendlichen mit kurzen Sprechsequenzen die Politik der SED. Einige Monate später im März 1950 fliegt die Gruppe, die auch Kontakte zur Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit (KgU) pflegt und deren Flugblätter verteilt, auf. 19 Mitglieder werden vor das sowjetische Militärgericht in Weimar (Thüringen) gestellt und vier der Beteiligten im Alter zwischen 19 und 22 Jahren zum Tode verurteilt und durch Erschießen hingerichtet. Die anderen erhalten lange Haftstrafen.