Rainer Eckert

Rainer Eckert

Rainer Eckert wird am 16. Januar 1950 in Potsdam geboren. Die Familie ist durch den Mauerbau getrennt. Seine Großeltern leben in Westberlin. Persönliche Kontakte sind nur in begrenztem Maße möglich. Aufgrund der Verwandtschaft im Westen erhält er Literatur, die in der DDR verboten ist. Auf diesem Wege erhält er als Junge zum Beispiel sämtliche Karl May Bände, die in den ersten drei Jahrzehnten auf dem Index stehen. Als Student liegen politische Themen - etwa über die Studentenbewegung - im besonderen Blickfeld. Trotz intensiver Postkontrollen, gelangen fast alle Bücher durch den Zoll. Da sein Klassenkamerad der Sohn des in Ungnade gefallen Lyrikers Peter Huchel ist, verfolgt er im dortigen Hause kritische Diskussionen unter linksliberalen Intellektuellen. Dort besprochene Werke lässt er sich ebenso zuschicken.

Im Zuge der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968 gibt er sein Studienplatz zum Geschichtslehrer auf. Von 1969 bis 1972 studiert er Archivwissenschaft und Geschichte an der Ostberliner Humboldt Universität. 1972 wird er als Folge politischer Verfolgung von der Universität verwiesen und mit Haus- und „Berlinverbot“ belegt. Das Ministerium für Staatssicherheit ermittelt gegen ihn wegen "staatsfeindlicher Hetze" und "staatsfeindlicher Gruppenbildung" im Rahmen des "Operativen Vorgangs Demagoge". Bis zum Jahr 1988 arbeitet der promovierte Historiker als Bibliothekskraft, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Information/Dokumentation des Zentralinstituts für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Der „Bücherschmuggler“ Rainer Eckert nutzt verschiedene Wege der Buchbeschaffung. Er besorgt sich Publikationen aus den osteuropäischen Staaten: aus Polen, der Tschechoslowakei oder Ungarn. Dort befinden sich Antiquariate mit deutschsprachigen Büchern, die im Zuge der nationalsozialistischen Besatzung im Land verblieben sind oder aus dem Bestand der Vertriebenen stammen. Im liberaleren Ungarn beschafft er sich aktuelle Literatur aus dem Westen. Durch den geringen Umtauschsatz ist großes Sparen angesagt - nicht selten müssen Wasser, Brot und Paprika für die Ernährung reichen. Mit einfallsreichen Tricks schmuggelt er diese dann über die Grenze. Weiterhin erhält er literarische Schätze von Freunden, die den Weg der Ausreise in die Bundesrepublik gehen und ihre Bücher in der DDR lassen. Auch Freunde aus dem westlichen Ausland bringen ihm Bücher mit. Im Laufe der Zeit häufen sich etwa 300 verbotene Bücher an. Die Staatssicherheit weiß über den Fundus Bescheid. Ein Spitzel, der im Besitz des Hausschlüssels ist, notiert in Abwesenheit Eckerts die verbotenen Ausgaben. Aus einem Bauchgefühl heraus entscheidet sich Eckert, die Bücher im Haus seiner Mutter zu verstecken.