DDR


Wie verlogen waren die Medien in der DDR?

Wie verlogen waren die Medien in der DDR?

Die Beobachtung und Kontrolle der Westjournalisten durch die Staatssicherheit

Die Beobachtung und Kontrolle der Westjournalisten durch die Staatssicherheit

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtet die westdeutschen Journalisten im besonderen Maße. Zuständig ist die Hauptabteilung II/ 13, die zur Abteilung Spionageabwehr (HA II) gehört. Wie es die Zuständigkeit bereits ausdrückt, verdächtigt das MfS generell die westlichen Korrespondenten einer Tätigkeit für Geheimdienste.

Rainer Eckert

Rainer Eckert

Rainer Eckert wird am 16. Januar 1950 in Potsdam geboren. Die Familie ist durch den Mauerbau getrennt. Seine Großeltern leben in Westberlin. Persönliche Kontakte sind nur in begrenztem Maße möglich. Aufgrund der Verwandtschaft im Westen erhält er Literatur, die in der DDR verboten ist. Auf diesem Wege erhält er als Junge zum Beispiel sämtliche Karl May Bände, die in den ersten drei Jahrzehnten auf dem Index stehen. Als Student liegen politische Themen - etwa über die Studentenbewegung - im besonderen Blickfeld. Trotz intensiver Postkontrollen, gelangen fast alle Bücher durch den Zoll. Da sein Klassenkamerad der Sohn des in Ungnade gefallen Lyrikers Peter Huchel ist, verfolgt er im dortigen Hause kritische Diskussionen unter linksliberalen Intellektuellen. Dort besprochene Werke lässt er sich ebenso zuschicken.

Peter Wensierski - Als Reisekorrespondent in der DDR

Peter Wensierski - Als Reisekorrespondent in der DDR

Peter Wensierski wird 1954 in Heiligenhaus (Nordrhein-Westfalen) geboren. Während seiner Kindheit reist er gelegentlich zu Verwandten in ein ostdeutsches Dorf, aus dem seine Mutter stammt. Dort begegnet er der DDR-Alltagswelt, was er als eine Art Zeitreise in die Vergangenheit empfindet. Später ist die DDR kaum noch in seinem Blickfeld, auch die Reisen nach Ostdeutschland finden nicht mehr statt.

Leipzig auf dem Weg zur Revolution

Leipzig auf dem Weg zur Revolution

In Leipzig entwickeln sich ab 1988 die Friedensgebete in der Nikolaikirche zu politischen Veranstaltungen. Die politisch-alternativen Gruppen treten zunehmend aus dem Schutzraum Kirche heraus und gewinnen immer mehr Sympathisanten. Darauf reagiert der Staat gewaltsam und die Sicherheitskräfte verhaften massenhaft die Demonstranten. Während der Leipziger Herbstmesse im September 1989 dokumentieren zahlreiche Vertreter der Westpresse das offen gewaltsame Vorgehen der Staatssicherheit. Die SED-Presse benennt die wahren Problematiken, die hinter den Protesten von Opposition und Ausreiswilligen stehen nicht. Stattdessen berichtet sie abschätzig über die Demonstrationen. Dennoch lassen sich die Menschen von einem Besuch der Friedensgebete nicht abbringen. Am 2. Oktober 1989 demonstrieren bereits 25.000 Menschen.

Glasnost

Glasnost

Mit dem Machtantritt des sowjetischen Staatschefs Michael Gorbatschow im Jahr 1985 werden demokratische Reformen im Ostblock eingeleitet. Seine politische Formel lautet Glasnost (Offenheit/ Öffentlichkeit) und Perestroika (Umbau). Mit Glasnost soll die ideologisch begründete Einschränkung der Pressefreiheit gelockert und schließlich aufgehoben werden.

Aufbruch in Forst

Aufbruch in Forst

Das Samisdat Heft „Aufbruch“ des Ökumenischen Friedenskreises Forst (ÖFK) erscheint erstmalig im Januar 1988. Ende des Jahres greifen die staatlichen Organe hart durch, um die Herausgabe zu verhindern. Das Ministerium für Staatssicherheit bekämpft die Herausgabe mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Herausgeber werden mit hohen Ordnungsstrafen sanktioniert. Die Mitglieder des ÖFK weigern sich, die Strafen zu bezahlen. Im Januar 1989 haben sich bereits 8.000 Mark angehäuft. Durch landesweite Informationen kommt es zu einer Solidarisierungswelle und Geldspenden.

Wege in die Öffentlichkeit

Wege in die Öffentlichkeit

In den 1980er-Jahren gründen sich immer mehr oppositionelle Gruppen, die das Medien-, Meinungs- und Informationsmonopol der SED in Frage stellen und offensiv umgehen. Genau ihre gesellschaftskritischen Themen belegt die SED mit einem Tabu und hält Informationen zurück. Die Gruppen führen ihre eigenen Veranstaltungen durch, erarbeiten Ausstellungen, malen Transparente, drucken Flugblätter oder Plakate. Es kommt immer wieder zu Protestaktionen oder Protestmärschen, mit dem Versuch Öffentlichkeit herzustellen. Dieses öffentliche Agieren für Frieden, Umwelt oder Menschenrechte bekämpft die SED mit ihren Repressionsorganen. Die Aktivisten müssen mit beruflichen und sozialen Nachteilen rechnen und sind Verhaftungen und Hausdurchsuchungen ausgesetzt.

Westmedien

Westmedien

Der SED gelingt es zwar den westdeutschen Printmedien und Verlagen den Zugang zum DDR-Markt zu verwehren, doch Rundfunk und Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland können das Medienmonopol der SED teilweise durchbrechen. Westdeutscher Rundfunk ist im gesamten Land zu empfangen, Fernsehsender in den meisten Regionen. Vor allem die Radiosender „Deutschlandfunk“ und der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ (RIAS) richten die Programme auf die Hörerschaft in der DDR aus. Neben spritzigen Unterhaltungsprogrammen ist es möglich, Informationen über aktuelle Literatur, Kunst oder intellektuelle Debatten zu erhalten.

Rotes Kloster - Parteijournalismus

Rotes Kloster - Parteijournalismus

Die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses erfolgt unter der Federführung der SED. Die einzige universitäre Ausbildungsstätte für Journalisten ist die 1954 gegründete Fakultät für Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig – bekannt geworden unter dem Namen das „Rote Kloster“. Die Einrichtung untersteht direkt der Abteilung Agitation und Propaganda des Zentralkomitees der SED. Das Studium ist stark ideologisch ausgerichtet und die Journalisten werden zu „Funktionären der Arbeiterklasse“ ausgebildet. Der Großteil der Absolventen des „Klosters“ entscheidet sich für eine Mitgliedschaft in der SED. Denjenigen, die sich nicht in das Muster des Parteijournalisten einfügten, steht keine lange Karriere bevor.